Samstag, 3. März 2018

Die Königinnen von Renthia - Die Blutkönigin // Sarah Beth Durst

Die Königinnen von Renthia - Die Blutkönigin

erschienen am 30.10.2017 - Penhaligon - 15,-€ - 544 Seiten - ISBN: 978-3-7645-3188-1

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Inhalt

Sie ist die größte Königin aller Zeiten – doch zu welchem Preis? 
Daleina gehört zu den wenigen Frauen, die über die Gabe verfügen, die Elementargeister zu kontrollieren, die das Königreich Renthia terrorisieren. Diese Frauen werden Königin – oder sterben bei dem Versuch, zerfetzt von den Klauen und Zähnen der Elementare. Daleina ist bei weitem nicht die mächtigste der potentiellen Erbinnen der Königin. Doch dann wird ausgerechnet jener Mann ihr Mentor, der die amtierende Königin liebt – und von ihr verraten wurde … 


Meine Meinung

"Die Blutkönigin" wurde mir freundlicherweise von Penhaligon und dem Bloggerportal als Rezensionsexemplar zugeschickt. 

Die Welt, in der "Die Blutkönigin" spielt, fand ich sehr interessant. Es gibt hier verschiedene Elementargeister, die das Land terrorisieren und nur von der Königin und wenigen anderen Frauen in Schach gehalten werden können, da nur wenige in der Lage sind, die Elementargeister zu kontrollieren. Diese Mädchen und jungen Frauen werden schon als Kinder ausgebildet, um mit ihrer Abschlussprüfung zu Thronanwärterinnen zu werden, denn sobald die amtierende Königin stirbt, muss eine neue Königin ihren Platz übernehmen. 

"Die Blutkönigin" ist nicht unbedingt das actionreichste Buch, aber durchgehend spannend und interessant. Es hat ein etwas ruhigeres Tempo, war aber dennoch nie langweilig. Immer wieder gab es Vorkommnisse, die für die nächste Wendung bzw. den nächsten Spannungspunkt gesorgt haben. Ganz lange wird offen gelassen, worauf all die kleineren Geschehnisse hinauslaufen sollen oder werden, aber gerade dadurch wollte ich immer weiter lesen! Alles hat aufeinander aufgebaut und in langsamen, wohl überlegten Schritten auf das große Finale hingeführt, dass dann richtig nervenaufreibend war und überraschend kam. Ein bisschen mehr von dieser "Page Turner"-Action hätte aber ruhig schon früher im Buch vorkommen können. 
Sehr gut gemacht fand ich auch, dass die schockierendsten Wendungen immer nebenbei eingestreut wurden und den Leser dadurch kalt erwischt haben - manche Stellen musste ich zweimal lesen, weil ich mir dachte: "Ist das gerade echt so passiert?!"
Auch, dass es schon Liebesgeschichten innerhalb des Buches gab, die aber nie im Vordergrund standen, fand ich toll. Ich bin ein großer Fan von Liebesgeschichten, aber es war so angenehm, dass ein Buch auch ohne große Lovestory und viel Drama darum auskommt. 

Es geht hier um unsere Protagonistin Daleina und man begleitet sie bereits seit ihrer Kindheit. Sie ist eines der Mädchen, die die Geister kontrollieren können, weshalb sie sich einer Prüfung stellt und schließlich die Ausbildung an einer der Akademien durchläuft. Das alles gemeinsam mit ihr zu erleben hat mir gut gefallen. Zum Einen erfährt man auf diese Weise mehr über die Geister und darüber, wie sie agieren und wie man sie bändigen kann; zum Anderen lernt man aber auch Daleina sehr gut kennen. Sie und all ihre verschiedenen Charaktereigenschaften, ihr starker Wille und ihre Selbstbeherrschung sind mir sehr ans Herz gewachsen. Obwohl sie nicht die stärkste Bändigerin ist, tatsächlich sogar eher recht schwache Fähigkeiten hat, hängt sie sich in alle Aufgaben rein und gibt nicht auf. Mit ihrer Logik und ihrem Verstand gelingt es ihr, Prüfungen zu meistern, die sie rein mit ihren Fähigkeiten nicht geschafft hätte. Sie war erfrischend anders, verglichen mit den "alles könnenden"-Protagonisten, die in vielen anderen Jugendfantasy-Büchern vorkommen, und es war schön, sie an ihren Aufgaben wachsen zu sehen. 
Obwohl sie ein ruhiger Mensch ist, hat sie keine Angst vor drastischen Entscheidungen und oft übernimmt sie die Führungsposition, weil sie weniger impulsiv, dafür aber sehr überlegt an alles herangeht. 
Als Daleina schließlich anfängt, mit Ven, einem Meister und dem ehemaligen Geliebten der Königin, zu trainieren, wurde das Buch nochmal besser. Die Art, wie die Beiden miteinander umgegangen sind, hat mir sehr gut gefallen. Es sind so viele weitere tolle Aspekte hinzugekommen - das Training, das intensiver und spannender geworden ist; die neuen Aufgaben, denen sie sich stellen mussten - und auch das Setting hat sich geändert, denn statt an der Akademie befinden die Beiden sich quasi in der freien Wildbahn, wo sie mit wilden Geistern konfrontiert wurden auf ihrer Reise durch das Reich. 
Gegen Ende des Buches hätte ich mir allerdings mehr Entschlossenheit von Daleina gewünscht - die ganze Zeit hindurch hat sie diese an den Tag gelegt, aber gerade als es darum ging, Entschlossenheit und einen starken Willen zu zeigen, hat sie gekuscht und war etwas eingeschüchtert, was ich nicht so gut fand, da es ein riesiger Schritt zurück für sie war. 

Hin und wieder gab es auch Kapitel aus der Sicht von Ven, der später Daleinas Mentor ist. Zu Beginn war er mir wahnsinnig sympathisch und das ist er eigentlich auch geblieben, aber später, gegen Ende des Buches, konnte ich seine Handlungen immer weniger nachvollziehen. Einerseits war sein Verhalten schon verständlich und hat auch in das Gesamtbild der Geschichte gepasst, aber andererseits war ich sehr enttäuscht von ihm, da ich ihn als Charakter bis dahin anders wahrgenommen hatte und seine Handlungen und Beweggründe nicht so recht mit dem Ven vereinbaren konnte, den ich bisher kennengelernt hatte. 

Am Meisten konnten mich die Geister begeistern. Dieses Konzept war so einzigartig und faszinierend, denn je weiter die Geschichte vorangeschritten ist, umso mehr hat man über sie erfahren und sie einerseits besser, andererseits aber auch wieder schlechter verstanden. Sie sind eine so unvorhersehbare, kaum kontrollierbare, instinktgesteuerte und unberechenbare Naturgewalt, dabei aber doch anmutig und einfach faszinierend. Besonders gut gefallen haben mir auch die Einblicke, die Daleina mit der Zeit in das Wesen der Geister bekommen hat; die Art, wie sie begonnen hat, deren Denkweise zu verstehen. Je nachdem, auf welche Geister man traf, erfuhr man wieder etwas Neues, was man so nicht erwartet hätte, und diese Vielfalt, mit der Sarah Beth Durst die Elementargeister gestaltet hat, konnte mich total überzeugen. Ich bin sehr gespannt, wie die Autorin das in den Folgebänden noch ausführen wird.

Die Reihe heißt ja "Die Königinnen von Renthia" und da es sich bein "Renthia" um einen Verbund von mehreren Königreichen handelt, vermute ich, dass es in den Fortsetzungen noch mehr um diese anderen Königreiche gehen wird. Gerade diese Idee finde ich sehr interessant, da in "Die Blutkönigin" bereits einige Andeutungen gemacht worden sind. Hier hätte ich mir lediglich gewünscht, dass das schon in diesem Band ausführlicher behandelt worden wäre. Ein paar mehr fundierte Hintergrundinformationen zu bekommen, hätte auf keinen Fall geschadet, aber so hat man noch einen Grund mehr, weiterlesen zu wollen. 

Insgesamt vergebe ich vier von fünf Sterne. Ich habe hier lange überlegt, aber mich schlussendlich doch für vier Sterne entschieden, da ich gegen Ende ein paar Punkte gefunden hatte, die ich mir anders vorgestellt hätte. Zudem denke ich, dass hier noch Luft nach oben gewesen wäre, dass die Autorin aus manchen Sachen mehr hätte rausholen können. Gerade deshalb freue ich mich sehr auf die Fortsetzung, da ich hoffe, dass Sarah Beth Durst aus der Geschichte noch das kleine Etwas mehr herausholen wird.