Montag, 17. April 2017

Caraval - Stephanie Garber


Caraval

erschienen am 20.03.2017 - IVI - 14,99€ - 400 Seiten - ISBN: 978-3-4927-0416-8

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Inhalt

Scarlett Dragna fürchtet sich vor ihrem Vater, dem grausamen Governor der Insel Trisda. Sie träumt davon, ihrem Dasein zu entfliehen und Caraval zu besuchen, wo ein verzaubertes Spiel stattfindet. Doch ihr Wunsch erscheint unerreichbar – bis Scarlett von ihrer Schwester Donatella und dem geheimnisvollen Julian entführt wird, die ihr den Eintritt zu Caraval ermöglichen. Aber ist Caraval wirklich das, was Scarlett sich erhofft hat? Sobald das Spiel beginnt, kommen Scarlett Zweifel. Räume verändern auf magische Weise ihre Größe, Brücken führen plötzlich an andere Orte und verborgene Falltüren zeigen Scarlett den Weg in finstere Tunnel, in denen Realität und Zauber nicht mehr voneinander zu unterscheiden sind. Und als ihre Schwester verschwindet, muss Scarlett feststellen, dass sich ein furchtbares Geheimnis hinter Caraval verbirgt ...


Meine Meinung

Gleich zu Beginn möchte ich sagen, dass ich absolut begeistert bin von "Caraval". Beim Lesen taucht man ein in eine absolut magische, faszinierende Welt, die sehr düster und geheimnisvoll ist.
Der Schreibstil bzw. die Übersetzung war sehr angenehm zu lesen und hat genau die richtige Mischung zwischen detailgetreuer Beschreibung der Umgebung und der Vorgänge in Caraval und einer dennoch spannenden, schnell voranschreitenden Handlung gefunden. "Caraval" war zu keiner Zeit langweilig oder zäh, was in meinen Augen auch an der Unterteilung des Buches in mehrere Abschnitte lag. Dadurch dass es immer eine zeitliche Abgrenzung der Handlung innerhalb eines Abschnittes gab (z.B. "erste Nacht von Caraval", "zweite Nacht von Caraval") war immer was los, denn die Autorin musste das jeweilige Geschehen innerhalb dieser Zeitspanne ablaufen lassen und das hat sie geschafft, ohne dass es je überhastet oder abgefertigt wirkte. 
Natürlich gibt es einen Haupthandlungsstrang, der sich durch das gesamte Buch zieht, nämlich Scarletts Suche nach ihrer Schwester Donatella, doch es gab auch ein paar Nebenhandlungen, die ich so zu Beginn des Buches niemals vorhergesehen hatte. 
Das Buch war gespickt mit unerwarteten Wendungen und spielte auch sehr schön mit der Magie und dem Zauber, der das Spiel Caraval umgibt, sodass der Leser genauso Schwierigkeiten hat, Realität und Illusion auseinander zu halten wie die Protagonisten. 
Oftmals tappt man mit seinen Vermutungen total im Dunklen und vor Allem gegen Ende gab es noch einmal eine neue krasse Entwicklung der Geschichte, die definitiv auch Handlungsspielraum für einen Folgeband offen lässt. 
Zwar hätte "Caraval" auch ein Einzelband sein können, doch es gibt wie gesagt noch einige Dinge, die ich gerne in einer Fortsetzung sehen würde. 

Ein weiterer, sehr großer Pluspunkt waren die meisten Charaktere in "Caraval", die auf die unterschiedlichsten Arten alle miteinander verbunden waren - mehr oder weniger offensichtlich. 
Vor Allem Julian, der von Beginn an eine zentrale Rolle innehatte, hat es mir angetan. Er ist ein sehr mysteriöser, undurchsichtiger Charakter, ohne dabei ein typischer "Bad Boy" zu sein, die man aus dem Jugendbuchgenre ja zu Genüge kennt. Natürlich ist auch der typisch gut aussehende Kerl, aber besonders seine mysteriöse Aura, die Tatsache, dass man nie weiß, welche Absichten er verfolgt, machen in doch einzigartig und ich freue mich, noch mehr über ihn in zukünftigen Büchern zu erfahren. 

Dass ich "Caraval" trotzdem nicht so sehr lieben kann, wie ich es gerne täte, liegt aber an der Protagonistin Scarlett. 
Obwohl sie die wichtigste Person in der Geschichte war, war sie auch das, was mich am meisten gestört hat.
An sich fand ich sie als Charakter zu Beginn eigentlich sehr cool und sympathisch. In einem missbräuchlichen Haushalt, in dem ihr Vater sie und ihre Schwester schlägt, versucht sie mit allen Mitteln, Donatella, ihre jüngere Schwester, zu schützen und ihrem verhassten Zuhause zu entkommen. Dass sie aufgrund ihrer Umstände nicht gerade sehr risikobereit und ein wenig verbittert ist, finde ich nach wie vor sehr authentisch, doch leider gab es so vieles, was mich an ihr gestört hat. 
Zum Einen ist sie so unglaublich naiv. Sie lässt sich so leicht von außen beeinflussen und gibt sich der Illusion hin, dass sie durch eine Heirat mit einem ihr Unbekannten der Schreckensherrschaft ihres Vaters entkommen kann, ohne zu wissen, worauf sie sich einlässt. Zudem trifft sie oft offensichtlich dämliche Entscheidungen, bei denen man schon in der Sekunde, in der sie sie trifft, weiß, in welcher Katastrophe das enden wird. Natürlich treibt das die Handlung voran, gestört hat es mich trotzdem. 
Zum Anderen widersetzt sie sich ständig im falschen Moment Ratschlägen, die tatsächlich hilfreich sind und wehrt sich gegen ihre Verbündeten. Ihr Misstrauen richtet sie grundsätzlich gegen die, die dies nicht verdient haben und lässt ihren Sturkopf raushängen, wenn sie ein einziges Mal auf jemanden hören sollte. 
Auch übertreibt sie in ihrer Beschützerhaltung gegenüber Donatella an der ein oder anderen Stelle, obwohl diese nur ein Jahr jünger und selbst in der Lage ist, auf sich aufzupassen. 

Mit Donatella bin ich ebenfalls nicht so wirklich wahr geworden. Einerseits war sie ein wenig spontaner, zielstrebiger und träumerischer als Scarlett, andererseits verhält sie sich auch nicht immer richtig. Zudem neigt sie dazu, falsche Entscheidungen für Scarlett zu treffen, was wirklich nicht nötig ist, das kann diese nämlich auch alleine sehr gut. 

Alles in Allem hat mir "Caraval" sehr gut gefallen und konnte mich von der Idee her total überzeugen, lediglich wegen meiner Probleme mit der Protagonistin Scarlett und ihrer Schwester Donatella vergebe ich "nur" vier von fünf Sternen und freue mich auf jeden Fall auf eine Fortsetzung!

✩✩✩✩