Mittwoch, 28. Dezember 2016

Hier musst du glücklich sein - Lisa Heathfield







CONTEMPORARY/FICTION

Gebunden 
320 Seiten
erschienen: 22.12.2016
ISBN: 978-3-5515-8338-3
€ 16,99 

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INHALT

Eine kleine Gemeinschaft, abgeschottet von der Welt. Hier ist Pearl aufgewachsen und hier fühlt sie sich sicher, denn ihr Oberhaupt Papa S. beschützt sie alle vor der vergifteten Welt da draußen. Doch als sich der gleichaltrige Ellis und seine Familie ihrer Gemeinschaft anschließen, wird Pearls Weltbild auf die Probe gestellt: Ellis wächst Pearl täglich mehr ans Herz – und er scheint nicht an die Lehren von Papa S. zu glauben! Langsam wird auch Pearl klar, dass sie fliehen müssen, um sich zu retten …

MEINE MEINUNG 

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Ich schreibe diese Rezension, kurz nachdem ich das Buch beendet habe und mir fehlen die Worte. Am liebsten würde ich eigentlich nur Schimpfwörter hinschreiben, weil ich das Gefühl habe, dass sie am Besten ausdrücken, was ich fühle. 
Nicht, dass das Buch schlecht war. Im Gegenteil, es war gut. Deswegen ja. 
In "Hier musst du glücklich sein" geht es um die 15-Jährige Pearl, die in einer Sekte lebt. 
Zu Beginn des Buches wird man quasi in die Gemeinschaft eingeführt; man begleitet Pearl durch ihren Alttag und bei ihren täglichen Aufgaben. 
Die Sekte besteht aus drei Männern, einer davon ist das Oberhaupt Papa S, drei älteren Frauen, drei Teenagern (Pearl, Kate und Jack) und zwei Kindern. Dann gibt es noch eine alte Frau, Nana Willow, die aber immer auf ihrem Zimmer ist und selten vorkommt. 

Eines Tages stößt eine neue Familie zu der Gruppe dazu. Linda und ihre beiden Kinder Sophie und Ellis kommen nach "Saat", wie der Hof, auf dem Pearl und die Anderen leben, von ihnen genannt wird. 
Ellis, der etwa im gleichen Alter ist wie Pearl, Kate und Jack, freundet sich mit ihnen an und dadurch, dass ihm vieles neu ist und erklärt wird, erfährt man auch als Leser immer mehr über die Rituale und Gebräuche. 

Weiter möchte ich gar nicht auf das, was passiert eingehen, denn ich persönlich bin vollkommen blind in die Geschichte eingestiegen, und das war so wohl auch am Besten.
Zu Beginn fand ich das Buch ein wenig langweilig, aber schnell ist es spannender geworden. 

Wie es in einer Sekte typisch ist, werden die Menschen dort klein und unwissend gehalten. Tun sie etwas, das "unrecht" ist, werden sie bestraft. In diesem Fall läuft das alles unter dem Deckmantel der Natur. Die Natur belohnt uns für dies und das. Die Natur bestraft dich für dies und das. 
Wirklich schockierend war für mich, wie auch Personen, die die "Draußenwelt", also das Leben außerhalb einer Sekte, kennen, sich anpassen und die Realität ausblenden, weil sie dort vielleicht Schlimmes erlebt haben, so wie Linda. 
Aber auch, wie sich Leute, die ihr Leben lang nichts anderes gekannt haben, an das klammern, was ihnen eingetrichtert wurde, so wie Pearl.
Ellis, der den Lehren und dem Konzept von Papa S sehr skeptisch gegenüber steht, schafft es, Pearl auf die Missstände, die bei ihnen herrschen, hinzuweisen und Zweifel in ihr zu säen. 

Langsam erkennt Pearl, dass vieles von dem, was sie glaubt, eine Lüge ist und sie fängt an, sich zu fragen, ob es nicht anderswo doch besser wäre. Schließlich beschließt sie gemeinsam mit ihren Freunden, zu fliehen. 

Doch dann gerät alles außer Kontrolle und schon ist es zu spät - weil der Mensch, in diesem Fall Pearl - verzweifelt an dem festzuhalten versucht, was er kennt, bis es zu spät ist. 
Das Ende war schockierend und schrecklich, auch wenn es ein sehr offen gehalten ist, sodass ich mir ehrlich gesagt noch ein zweites Buch wünschen würde, um mehr über Pearls Schicksal und das der Anderen zu erfahren. 
"Hier musst du glücklich sein" zeigt auf schockierende Weise, wie es in einer Sekte läuft und macht mir bewusst, wie wenig die Anhänger einer Sekte oftmals dafür können.
Denn wer könnte Pearl einen Vorwurf daraus machen, dass für richtig zu halten, was ihr von Papa S unter Androhung von Strafen bei anderem Verhalten eingetrichtert wird? Vor Allem unter dem Aspekt, dass sie nichts anderes kennt?

Am meisten aufgeregt hat mich die Tatsache, dass es Menschen gibt, die die Unwissenheit der Anderen so enorm ausnutzen! Natürlich handelt es sich hier um ein fiktionales Buch, aber das bedeutet nicht, dass es solche Dinge nicht auch im echten Leben gibt. 
Leute, die in diesem Buch von Papa S verkörpert werden, sind einfach nur krank und er war der Einzige, der verdient hat, was er bekommen hat. 

Insgesamt vergebe ich für "Hier musst du glücklich sein" 4 von 5 Sternen, denn abgesehen von dem zähen Anfang war es spannend und packend und schockierend und ich kann jedem, der sich ansatzweise für das Thema rund um Sekten und Kults interessiert nur empfehlen, es zu lesen (oder auch Leuten, die nach einem Grund suchen, mal wieder so richtig schöne Schimpftiraden loszulassen).