Dienstag, 12. Dezember 2017

Stolz und Vorurteil // Jane Austen


Stolz und Vorurteil

erschienen am 09.05.2017 - Penguin - 10,00€ - 640 Seiten - ISBN: 978-3-3281-0166-6

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Inhalt

Nicht weniger als fünf Töchter haben die Bennets standesgemäß unter die Haube zu bringen. Kein leichtes Unterfangen für eine Familie auf dem Land, die nur über ein bescheidenes Vermögen verfügt. Ausgerechnet die intelligente Elizabeth, das Lieblingskind des Vaters, erweist sich als besonders schwieriger Fall. Zum allgemeinen Unverständnis hat sie die Stirn, den Antrag eines wohlsituierten Pfarrers auszuschlagen. Statt dem Drängen der Familie nachzugeben, folgt Elizabeth hartnäckig ihrem eigenen Urteil ... 


Meine Meinung

"Stolz und Vorurteil" wurde mir freundlicherweise vom Penugin-Verlag als Rezensionsexemplar zugeschickt.

Den Einstieg in den Roman fand ich sehr gelungen - bis man sich ein wenig an die doch eher ungewöhnliche Sprache gewöhnt hat, sich in dem Setting orientiert und die Charaktere kennengelernt hat, dauert es natürlich, doch gerade der Beginn des Buches hat mir gut gefallen. 
Aber ansonsten muss ich leider sagen, dass sich die erste Hälfte recht gezogen hat. Ich bin nicht mit dem Ziel an das Buch rangegangen, da jetzt was zu interpretieren oder mir komplexe Gedanken zu den einzelnen Themen zu machen, sondern ich wollte einfach mal einen Klassiker von Jane Austen lesen. Ich liebe die Verfilmungen von Stolz & Vorurteil und möchte das Buch schon seit Jahren lesen, aber ich habe schon mehrmals reingelesen und bin nie so richtig warm geworden mit diesem Roman. Auch diesmal ist mir das "Dranbleiben" nach der ersten Kennenlernphase sehr schwer gefallen. Meiner Meinung nach wird in der ersten Hälfte zu viel auf Andere eingegangen, es passiert aber gleichzeitig nicht wirklich viel, vor Allem, was Elizabeth und Mr. Darcy angeht. Natürlich ist es schon interessant, mehr über die anderen vorkommenden Charaktere zu erfahren und ich denke, wenn ich das Buch nochmals lesen würde, würde ich eventuell mit anderen Augen an die Geschichte hinantreten, aber ich hätte mir hier einfach schon ein bisschen mehr Fokus auf andere Bereiche gewünscht. Das Setting und die Charaktere konnten mich sehr für sich einnehmen; es hat mir gut gefallen, in diese vergangene Zeit einzutauchen und Jane Austen hat zudem grandiose Protagonisten geschaffen, die nicht perfekt und dadurch sehr realistisch sind. Das bunte Sammelsurium an Charakteren, über die man sich eine Meinung bildet, sie wieder überdenkt, ihnen mit Vorurteilen und falschen Erwartungen gegenüber tritt und im Endeffekt einsehen muss, das man falsch gelegen ist - so wie es auch der Protagonistin Elizabeth ergeht -, hat mich sehr begeistert. 
Ungünstig ist, denke ich auch, die Tatsache, dass ich mehrere Verfilmungen bereits des Öfteren gesehen hatte und daher die Entwicklung, die vor Allem Elizabeths Meinungen zu verschiedenen Personen durchmacht, nicht so mit durchlaufen konnte, als wenn ich das Buch ohne jegliche Vorkenntnis gelesen hätte. Da ich so einfach schon den groben Plot kannte, war besonders in dieser ersten Hälfte einfach nicht so viel Reiz in der Geschichte, wie ich mir das erhofft hatte. 

Die zweite Hälfte jedoch, als die Sache zwischen Elizabeth und Mr. Darcy allmählich ins Rollen gekommen ist, als dann auch Dinge passiert sind, die die Beiden betrafen, als es die Konfliktsituationen zwischen den Beiden gab, hat mir sehr gut gefallen. Ich wollte unbedingt dranbleiben und weiterlesen, habe auch richtig mitgefiebert, obwohl ich ja, wie gesagt, den Ausgang bereits kannte. Hier ist auch meine Liebe zu manchen Charakteren noch mehr durchgekommen und ich kann mir wirklich vorstellen, "Stolz und Vorurteil" nächstes Jahr nochmals zu lesen. 
Auch sehr gut gefallen hat mir die Schritt-für-Schritt-weise Entwicklung, nichts war unnötig überstürzt, aber dennoch temporeich genug. 
Insgesamt hat mir diese zweite Hälfte wesentlich mehr Spaß gemacht, als ich nach den ersten knapp 300 Seiten noch erwartet hätte und ich bin froh, dass ich, auch wenn es seine Zeit gedauert hat, drangeblieben bin. 

Den Schreibstil, beziehungsweise die Übersetzung, fand ich sehr angenehm. Meines Wissens nach gibt es auch Übersetzungen, die bspw. "Mr. Darcy" als "Herr Darcy" übersetzen, was ich persönlich schrecklich finde, daher umso besser, dass dies hier nicht der Fall war. Ich habe keine Vergleichsmöglichkeiten, was andere Übersetzungen angeht, daher kann ich nur sagen, dass diese Ausgabe sich sehr schön und flüssig lesen ließ, sobald ich mich an die Sprache und die Ausdrucksweise gewöhnt hatte. Zudem ist die Ausgabe aus dem Penguin-Verlag wunderschön gestaltet, das Cover gefällt mir sehr gut und ist ein echter Hingucker unter all den verschiedenen Ausgaben dieses Romans. 

Alles in Allem vergebe ich vier von fünf Sternen. Aufgrund der eher schwachen ersten Hälfte und der Steigerung, die das Buch gegen Ende aber definitiv hatte, hat es mir doch recht gut gefallen, ich habe mich gut unterhalten gefühlt und möchte auf jeden Fall noch mehr von Jane Austen lesen. Allein deshalb bin ich sehr froh, das Buch gelesen zu haben.